Bonjour Tristesse

Samstag, Juli 15, 2006

Deutsche Schicksals-Leitkultur - Nein Danke

Volker Kauder hat mal wieder die deutsche Leitkultur und die Schicksalsgemeinschaft beim Thema Integration ausgepackt. Das einzig gute an dem Interview ist, dass man gar nicht auf den strukturell verankterten Antisemitismus im deutschen Selbstverständnis hinweisen muss. Das machen die Vertreter Deutschlands schon selbst. Bei den Nazis definierte sich die "Volks-"/ "Schicksalsgemeinschaft" über die Erfindung "des Juden" als "Schädling des Volkskörpers", Kauder nimmt jetzt dieselbe Logik auf und lässt sein schwarz-rot-goldenes Fähnchen in die andere Richtung wehen. Vorsichtshalber sollen neue Bürger Teil der "Volks-"/ "Schicksalsgemeinschaft" werden, man kann ja nie wissen, wann sich der Wind (bzw. das Schicksal) mal wieder dreht. Was für eine Scheisse. Selbst wenn es antisemitische Idioten gibt (die müssen gar nicht einwandern, davon gibts hier eh schon genug), fällt die bloße Gesinnung unter die Meinungsfreiheit, für alle aus dieser Gesinnung folgenden Taten (das schließt schon bestimmte Meinungsäußerungen ein) gibts die Justiz. Die bürgerliche Gesellschaft stellt, glaubt man ihren Versprechen, genügend Sicherungsmechanismen gegen faschistische und nazistische Bewegungen und Umsturzbestrebungen bereit. Schicksalsgemeinschaft gehört übrigens nicht zu den Grundbegriffen bürgerlicher Demokratietheorie. Aber das ist ja nur die notwendige Bedingung für die Integration.
Die hinreichende Bedingung ist das Bekenntnis zur "deutschen Leitkultur". Was ist das eigentlich? Der schönste Hinweis findet sich bei Florian Falterers Reflexion über das Flagge zeigen: Verbranntes Steak mit Ketchup und Bier. Integration heißt für die CDU also frei übersetzt: Alle Leute die lieber Falaffel als Steak essen sind integrationsunwillig und gehören abgeschoben.
Bleibt zu hoffen, dass die neue Welt-Ordnung tatsächlich die große demokratische Bewegung mobilisiert. Doch bis jetzt ist noch keine Multitude in Sicht, die zur großen Totentrommel marschiert.